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Langzeiterfolge in der Implantologie – realistisch ?

Dr. Mischa Krebs, AlzeyDas Fortbildungsjahr 2015 der DGOI Studiengruppe Nürnberg startete am 25. Februar mit einem interessanten Vortrag über die Langzeitstabilität von Zahnimplantaten. Gastreferent in den Räumlichkeiten der Firma Wegold in Wendelstein war der geschätzte Kollege Dr. Mischa Krebs aus Alzey. Der PEERS-Preisträger ist zugleich Master des internationalen Studiengangs „Master of Oral Implantology“ an der Goethe Universität in Frankfurt am Main. Dort arbeitet er außerdem als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Georg Hubertus Nentwig, mit dem er seine bekannte Langzeitstudie zu Zahnimplantaten durchführte. Die überzeugenden Ergebnisse aus einem Untersuchungszeitraum von 20 Jahren stellte er nun den Seminarteilnehmern vor.

Wissenschaftliche Studie von 2011 – Einzigartiges Protokoll

Die 2013 veröffentlichte Studie zur Langzeitstabilität von ANKYLOS- Implantaten des Herstellers DENTSPLY Implants umfasst einen Untersuchungszeitraum von 20 Jahren  und wurde an der Frankfurter Universität, Lehrstuhl von Prof. Dr. Georg Hubertus Nentwig erhoben. Einmalig an dieser Studie ist, dass das Protokoll seit 1991 auch Risikogruppen (Raucher, Diabetiker, Bruxismus, Augmentation) erfasst. Zudem wurden die insgesamt 12.736 gesetzten Ankylos-Implantate oftmals von Berufsanfängern an über 4.000 Patienten gesetzt, was durchschnittlich 800 – 1.000 Implantaten pro Jahr entspricht. Ergebnis war eine signifikant hohe Überlebensrate von 97,3 Prozent –  in einem hochgerechneten Zeitraum von 189 Jahren!

Periimplantitis entscheidend bei vorzeitigem Implantat-Verlust

 Häufigste Ursache für einen frühzeitigen Implantat-Verlust mit rund 40 Prozent sei Periimplantitis, so Dr. Krebs. Die Entzündung um das Implantat sei vor allem auf eine mangelnde häusliche Mundhygiene zurück zu führen. Lediglich 9 Prozent seien dagegen auf eine mangelnde Einheilung durch Infektion zurück zu führen. 

Patientenabhängige Risikofaktoren – Frauen putzen besser…

Auffällige Unterschiede ergaben sich bei der „Putzbereitschaft“ der weiblichen und männlichen Patientengruppen. So wurde bei den Frauen in der Prophylaxephase deutlich weniger Plaque diagnostiziert, was das Periimplantitis-Risiko patientenabhängig reduziert.

Außerdem konnte Dr. Krebs mit seiner Studie keine altersabhängigen Unterschiede bei der Einheilung feststellen. Höhere Verlustraten ergaben sich lediglich bei den Risikopatienten der Bruxer. Durch die erhöhte Kaubelastung des Implantats kam es hier häufiger zu Frakturen.

Stabilität nach Augmentation – Konus-Verbindungen stabiler

Der einzige Risikofaktor für eine Einheilung nach einer erfolgten Augmentation sei die Implantat-Abutment-Verbindung. Besonders störanfällig in Bezug auf die mechanische Stabilität seien hier Abutments mit einer Flat-to-Flat-Verbindung im Gegensatz zu Implantatsystemen wie ANKYLOS oder ASTRA Tech mit einer Konus-Verbindung.

Außerdem kann zu harter Knochen – oftmals im Unterkiefer – zu einer Nekrose des Knochengewebes und zum frühzeitigen Implantat-Verlust führen. Der Referent zeigte am Beispiel einer Patientin, wie während der Implantation unter zu hohem  Druck und Reibung mit dem Bohrer und mangelhafter Wasserkühlung der Knochen „verbrannte“. Dieses Risiko sei beim sogenannten „Soft Bone“ im Oberkiefer wesentlich geringer.

Knochenabbbau geringer als angenommen

Entgegen bisheriger Sichtweisen konnte der Referent in seiner wissenschaftlichen Studie nur minimalen Knochenabbau feststellen. Im untersuchten Zeitraum von 20 Jahren konnte man lediglich einen Knochenverlust von 1 Millimeter an der Implantatschulter verzeichnen. Bisher ging die Implantologie von einem Knochenrückgang von bis zu 1,5 Millimetern im ersten Jahr und in den Folgejahren von 0,2 Millimetern aus. Zahnimplantate führten, so Dr. Krebs, also nur minimal zu einem Knochenverlust.

Kurzimplantate – 6 Millimenter sind ausreichend

Dagegen verhält sich die implantierte Stelle häufig stabiler als angenommen und bildet während der Einheilung bereits tragfähige Knochenstrukturen aus. Dieses rechtfertigt den Einsatz von Kurzimplantaten auch ohne Augmentation. Kurze Zahnimplantate stellen mit einer Länge von mindestens 6 Millimetern und bei ausreichend Knochentraining kein Risiko für eine stabile Einheilung dar, so Dr. Krebs.

One Stop Solution – Vorteile der Sofortimplantation

Der Referent und Implantologe Dr. Krebs ging abschließend auf die Vorteile einer  Sofortversorgung ein, darunter den Weichgewebeerhalt und den geringeren Knochenverlust durch Vermeidung einer Alveolarkammatrophie. Bei entsprechend technischer computergestützter Planung mit 3D Röntgen und präfabrizierten Abutments wie ATLANTIS sei die Sofortimplantation in angezeigten Fällen eine komfortable Methode mit vorhersagbarem Behandlungserfolg und stehe der „klassischen“ Implantation in nichts nach.

Dr. Mischa Krebs wendet die Sofortimplantation selbst in seiner Zahnarztpraxis in Alzey erfolgreich an. In seinem 2010 veröffentlichten Fachartikel in der Zeitschrift „Dental Traumatology“ (“Rationale for esthetic tissue preservation…”, Vol. 26) erläuterte Dr. Krebs den Behandlungsverlauf einer Sofortversorgung von Patienten mit traumatischem Zahnverlust, besonders im Frontzahnbereich. Er zeigte an eindrucksvollen Fallbeispielen, wie intakte Eigenzahnkronen nach einer Extraktion in die frisch extrahierte Alveole als Wundverschluss wieder eingesetzt werden und so das Emergenzprofil und den Heilungsprozess förderten, ähnlich einer Zahnreimplantation. Die natürliche Zahnkrone wird dabei von der Zahnwurzel getrennt, entsprechend aufbereitet und mit dem vorher gesetzten Implantat verbunden.

Die Studiengruppe DGOI Nürnberg dankt Dr. Mischa Krebs für seinen interessanten und kurzweiligen Vortrag, der angeregte Diskussionen nach sich zog. Die Studie zur Langzeitstabilität von Zahnimplantaten ist sicher ein weiterer Beweis für die zahnmedizinische Bedeutung und Nachhaltigkeit der modernen Implantologie.

Herzlichst Ihr Dr. Volker Ludwig

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